Immer wieder treffen Ärzte auf Patienten mit unklaren Beschwerden: Kopf, Muskeln, Gelenke – alles schmerzt und sie fühlen sich nach eigener Aussage erschöpft. Bei manchen treten sogar neurologische Ausfälle oder Lähmungserscheinungen auf. Und nur, wenn sich der Patient selbst daran erinnert oder der Arzt konkret danach fragt, wird die Ursache schnell gefunden: Ein Zeckenstich – ein deutlicher Hinweis, dass sich der Patient mit Borrelien infiziert haben könnte.
Wichtige Informationen zur Borrelieninfektion
- Bakterien der Art Borrelia burgdorferi sensu lato lösen bei Menschen die Lyme-Borreliose aus und werden durch einen Zeckenstich übertragen.
- Die Neuroborreliose ist eine schwere Erscheinungsform der Lyme-Borreliose, bei der auch das Zentrale und Periphere Nervensystem von den Borrelien befallen wird.
- Symptome der Neuroborreliose sind Entzündungen der Hirn- und Rückenmarkshäute (Meningoradikuloneuritis) sowie der Nervenbahnen und Nervenwurzeln mit unter anderem Schmerzen in Kopf, Muskeln und Gelenken, Taubheitsgefühl und/oder Lähmungserscheinungen.
Eine Borrelieninfektion diagnostizieren
Nach europäischen Richtlinien müssen für die Diagnose einer Borreliose neben dem Auftreten charakteristischer Symptome borrelienspezifische (Anti-Borrelien) Antikörper im Patientenserum nachgewiesen werden. Bei Verdacht auf eine akute Neuroborreliose ist zusätzlich auch der Nachweis einer intrathekalen Antikörpersynthese im Liquor cerebrospinalis notwendig. Diese wird über den borrelienspezifischen Antikörperindex (Liquor/Serum) angegeben. Blut- und Liquorproben müssen dazu am selben Tag entnommen und gleichzeitig untersucht werden.
Die Anti-Borrelien Antikörpertests
Häufig werden ELISA-Tests zum Antikörper-Screening der Patientproben – Serum und/oder Liquor – verwendet. Antikörper der Klasse IgM, die gegen das bakterielle Oberflächenprotein OspC (outer surface protein C) gebildet werden, gehören zusammen mit IgG Antikörpern gegen das Borrelienprotein VlsE (variable major protein-like sequence, Expressed) zu den ersten nachweisbaren Anti-Borrelien Antikörpern im Serum.
Was bedeutet es aber, wenn mit den üblichen Tests trotz des Verdachts auf eine Borrelieninfektion keine Anti-Borrelien Antikörper gefunden werden können? Eine Infektion kann deshalb nicht ausgeschlossen werden. Tatsächlich lassen sich in bis zu 20 Prozent der akuten Neuroborreliose-Patienten, besonders in der Frühphase der Infektion, (noch) keine spezifischen Antikörper gegen die Borrelien nachweisen.
Ein neuer Biomarker für akute Neuroborreliose könnte in diesen Fällen helfen.
CXCL13-Konzentration erhöht bei akuter Neuroborreliose
Seit einigen Jahren wird die Bedeutung des chemotaktischen Zytokins (= Chemokin) CXCL13 im Zusammenhang mit akuter Neuroborreliose erforscht. In verschiedenen Studien wurde der Signalstoff in erhöhter Konzentration im Liquor der untersuchten Neuroborreliose Patienten gefunden, selbst wenn der borrelienspezische Antikörperindex (noch) nicht auffällig war.
CXCL13 wird von Monozyten und dendritischen Zellen sezerniert, die mit den Erregern in Kontakt gekommen sind, und lockt die B-Zellen des Immunsystems in den Liquor. Die B-Zellen produzieren dort nach ihrer Differenzierung Anti-Borrelien Antikörper. Deshalb kann der Konzentrationsanstieg des CXCL13 vor dem erhöhten Antikörperindex beobachtet werden. Darüber hinaus fällt die CXCL13 Konzentration im Liquor von Neuroborreliose-Patienten unter erfolgreicher Antibiotika-Therapie rasch ab – im Gegensatz zum Antikörperindex. Anti-Borrelien Antikörper verbleiben auch noch lange nach einer erfolgreichen Therapie vor allem im Liquor, weshalb bislang keine Differenzierung zwischen einer akuten und einer abgeheilten Neuroborreliose möglich war.
Das Chemokin CXCL13 ist deshalb ein vielversprechender neuer Biomarker zur Verbesserung der Neuroborreliose Diagnostik. Eine Konzentrationsbestimmung des Chemokins im Liquor mithilfe des neuen EUROIMMUN CXCL13-ELISA (Bestellnummer: EQ 6811-9601-L) eignet sich:
- um bei entsprechenden Symptomen die Diagnose einer akuten Neuroborreliose zu stützen – sogar bei einem negativen Anti-Borrelien-Befund,
- zur Differenzierung einer akuten und einer bereits überstandenen Neuroborreliose,
- zur Therapie-Überwachung.
Die Konzentration des CXCL13 kann allerdings auch bei anderen entzündlichen Infektionen des Zentralen Nervensystems erhöht sein, zum Beispiel bei Lymphknotentumoren, Virusinfektionen oder Multiple Sklerose. Für eine Diagnose der Neuroborreliose sollten daher immer der gesamte Liquorbefund und die Symptomatik berücksichtigt werden.