Kamele auf den Kanarischen Inseln, die seropositiv für Anti-MERS-CoV-Antikörper sind, stammen aus Afrika

2012 wurde ein neues Coronavirus (CoV) in Saudi Arabien beschrieben, das beim Menschen das sogenannte Middle East Respiratory Syndrome (MERS), eine schwere Erkrankung der Atemwege, verursacht. Kamele gelten als wichtigstes Reservoir für MERS-CoV und als potentielle Ansteckungsquelle des Menschen. Obwohl die Übertragung des Virus von Tier zu Mensch und auch von Mensch zu Mensch offenbar nur ineffektiv erfolgt, gab es seit 2012 schwere Ausbrüche der Krankheit, insbesondere auf der Arabischen Halbinsel und kürzlich auch in Südkorea.

Ergebnisse einer früheren Untersuchung ergaben eine Seroprävalenz von über 10% für spezifische Anti-MERS-CoV-Antikörper bei Kamelen auf den Kanarischen Inseln und lösten Besorgnis über eine mögliche Ausbreitung des Virus aus. Da jedoch keinerlei epidemiologischen Informationen vorlagen, war eine Interpretation der Ergebnisse in Bezug auf die Prävalenz und Verbreitung der Erkrankung nicht möglich. In der aktuellen Studie wurden nun erneut Kamele der Kanarischen Inseln untersucht, dieses Mal unter Berücksichtigung zusätzlicher Informationen über den Ort, den Besitzer, den Geburtsort, Geschlecht und Alter der Tiere.

170 Kamele von unterschiedlichen Farmen der vier größten Kanarischen Inseln, die etwa 11% der gesamten Kamelpopulation der Inselgruppe ausmachen, wurden mithilfe des EUROIMMUN Anti-MERS-CoV-ELISA Kamel (IgG) auf spezifische Antikörper gegen MERS-CoV getestet. 153 Kamele stammten von den Kanaren, während die restlichen 17 Tiere bis 1995 aus Afrika importiert wurden. Insgesamt 7 Kamele wurden positiv getestet. Alle waren weiblich, stammten ursprünglich aus Afrika und gehörten zu drei unterschiedlichen Farmen auf drei verschiedenen Inseln.

Die Ergebnisse legen nahe, dass das Virus nicht zwischen den Kamelen der Kanarischen Inseln zirkuliert und demnach auch keine Gefahr für Einwohner und Touristen darstellt. Die seropositiven Tiere kamen aller Wahrscheinlichkeit nach das letzte Mal in Afrika mit dem MERS-CoV in Kontakt. Dass noch nach 20 Jahren spezifische IgG Antikörper im Blut nachweisbar sind, liegt vermutlich an der hohen Immunogenität des Virus. Nichtsdestotrotz scheint es sinnvoll, die Präsenz der spezifischen Anti-MERS-CoV-Antikörper durch regelmäßige Untersuchungen zu überwachen und die Situation in der gesamten europäischen Kamelpopulation durch weitere Studien zu bewerten.

Quelle: Gutierrez et al., Euro Surveill. 20(37), 2015.

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